Aphyllophorales News - Holzpilze - Porlinge - Rindenpilze

Dieser Blog stellt einige verbreitete, vorwiegend aber wenig bekannte und zum Teil seltene "Nichtblätterpilze" vor, die an Holz wachsen, und das in Wort und Bild. Die meisten Funde sind aus dem Großraum Frankfurt aber auch aus den Mittelgebirgen oder anderen Teilen der BRD.

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Location: Dribbdebach-Schwaanem, Südhessen

Saturday, October 28, 2006

Diplomitoporus lindbladii - Grauender Resupinatporling

Nr. 36 - Rhein-Main-Funde – Nicht seltene und gebietsweise verbreitete Art, aber wenig bekannt.
Dieser ausschließlich resupinat (krustenförmig) wachsende Porling überzieht gerne ausgedehnt die Seite oder Unterseite liegender, toter Stämme, Stümpfe und Wurzeln, größtenteils von Nadelholz. Typisch sind die relativ kleinen, ca. 3 – 4 (5) per mm messenden, rundlich-eckigen bis schartigen, dünnwandigen Poren, der sterile, weißliche Rand sowie die Neigung nach einiger Zeit mehr oder weniger zu „grauen“ (S. Abb. 4 und 5). Die etwas säuerlich riechenden Fruchtkörper sind zäh, aber leicht vom Substrat zu lösen. Für die lederartige Konsistenz dieses Porlings sind dessen Skeletthyphen verantwortlich, welche sich mit Kalilauge (KOH) auflösen, ein unter dem Mikroskop sehenswertes und seltenes Merkmal, was die Art sehr gut charakterisiert. Erst nach dem Auflösungsprozess erkennt man die dünnen, generativen Hyphen mit ihren Schnallen. Die relativ kleinen, glatten, zylindrischen Sporen messen ca. 4 – 6,5 x 1,5 – 2 μ.
Völlig resupinate Fruchtkörper des Wurzel-schwamms (H. annosum) können u.U. ähnlich aussehen, sind aber viel härter und durch einen bräunlich, welligen Rand unterschieden. D. lindbladii ist als Weißfäuleerreger von den Arten der Weißfäule-Gattung Antrodiella nur geringfügig unterschieden. Die Zuordnung in die Gattung Diplomitoporus Domanski durch Gilbertson & Ryvarden in 1985 befriedigt daher nicht sonderlich. In älterer Pilzliteratur findet man die Art auch unter den Namen "Poria cinerascens" oder "Cinereomyces lindbladii".
Im Rhein-Main-Gebiet aber auch in anderen Teilen Deutschlands ist sie mehr oder weniger verbreitet, aber nur gebietsweise häufig. Südlich der Mainlinie bis zum Odenwald kann man diesen Resupinat-porling in fast jedem Kiefernforst mit Totholz nach einigem Suchen finden. Funde an Laubholz sind seltener. In Frankfurt gibt es immer mal wieder Funde an toten Eichenstämmen oder Ästen (Abb.4 und 5). Die abgebildeten Fruchtkörper vom Oktober 2006 und Januar 2007 stammen aus dem Staatsforst Mörfelden südlich von Frankfurt a. M. und aus dem Frankfurter Stadtwald.








Dacryobolus karstenii - Nördlicher Höckerrindenpilz

Nr. 35 - Ein Rhein-Main-Fund. Seltene Art. D. karstenii ist ein recht auffälliger, resupinater Rindenpilz, der ausschließlich an Nadelholz – bevorzugt Kiefer – wächst. An der Seite oder Unterseite entrindeter Stämme bildet er großflächige, bis 20 cm breite und bis zu 1 mm dicke Beläge aus, die dann zu größeren Gruppen zusammenfließen können. Die Oberfläche ist unregelmäßig glatt bis schwach warzig, höckerig und creme-ocker bis blass fleischrötlich gefärbt. Der Rand ist weißlich und steril, kann aber nach einiger Zeit verschwinden.
Er ähnelt sehr dem häufigen „Ablösenden Rindenpilz“, Cylindrobasidium (Corticium) evolvens, welcher zwar meist auf Laubholz, aber durchaus auch einmal auf Nadelholz vorkommen kann. Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe ähnlicher Rindenpilze, z.B. aus der Gattung Hyphodontia. Eine sichere Bestimmung ist daher erst durch das Mikroskop möglich.

Die Gattung Dacryobolus Fries enthält nur 2 Arten, welche sich durch ihre besonderen Mikromerkmale auszeichnen. Bei D. karstenii sind dies, neben den schmalen, allantoiden Sporen, zwei verschiedene Arten von Zystiden bzw. Pseudozystiden (auffällige sterile Zellen des Hymeniums). Einen recht guten Eindruck hiervon bekommt man durch die beiden nachfolgenden Links zu der Seite "Mollisia" in Thüringen.
http://www.mollisia.de/Bilder_Galerie/Fotos/Dacryobolus_karstenii2.jpg
http://www.mollisia.de/Bilder_Galerie/Fotos/Dacryobolus_karstenii3.jpg

Darüber hinaus kommt noch ein weiteres, sehr gutes Bestimmungsmerkmale mit hinzu: Die dickwandigen Hyphen und Zystiden quellen und zerplatzen in KOH (Kalilauge), so dass der Pilz, ähnlich wie bei Diplomitoporus lindbladii, der „Grauweissen Nadelholztramete“, erst in Wasser mikroskopiert werden muss.
Über den Geruch gibt es Einschätzungen von anisartig bis aromatisch angenehm. Bei den Ende Oktober 2006 westlich von Mörfelden fotografierten Fruchtkörpern dominierte eher ein leicht strenger Geruch, ähnlich jungen FK des „Rotrandigen Baumschwamms“, F. pinicola.
Die mit dem Mikroskop relativ einfach zu bestimmende Art kommt in der BRD bisher nur selten bis sehr zerstreut vor, und ist auch in Hessen nur durch wenige Funde südlich der Mainlinie belegt.





Skeletocutis carneogrisea – Fleischgrauer Knorpelporling

Nr. 34 – Ein Rhein-Main-Fund. Nicht gerade häufige aber südlich der Mainlinie gebietsweise verbreitete Art. Dieser kleine, ausschließlich auf Nadelholz wachsende Porling, wurde erst 1982 von Madame David aus Frankreich neu beschrieben. Bis dahin wurde er von S. amorpha, dem „Orangefarbenen Knorpelporling“ nicht unterschieden und vermutlich als blasse oder jugendliche Form bestimmt. Die Art kommt in unseren Wäldern sowohl resupinat, aber eher noch effus-reflex wachsend vor, wobei die kleinen, oft zu mehreren zusammengewachsenen Hütchen kaum mehr als 2 – 3 cm breit sind und höchstens bis 2 cm vom Substrat abstehen. Die grau-bräunliche Hutoberfläche ist fein filzig, gebändert und manchmal von Algen bewachsen. Von oben gesehen, kann die Art für alles mögliche, z.B. auch für den „Gemeinen Violettporling (T. abietinum)“, gehalten werden, mit dem sie gerne unmittelbar zusammen wächst. Die 2 – 4 per mm messenden Poren sind bleibend graublass-fleischfarben, ein Merkmal, welches sie recht gut von S. amorpha unterscheidet, bei der sich die Poren nach und nach deutlich orangerot verfärben. Die Gattung Skeletocutis, von der etwa ein halbes Dutzend Arten in der BRD nachgewiesen sind, enthält di – bis trimitische Arten, bei denen die generative Hyphen - mit Schnallen an den Septen - deutlich inkrustiert sind. Die zylindrischen Sporen sind meist etwas gebogen. Eine ausgezeichnete Studie der Art bringt H. Jahn 1983 in den „Westfälischen Pilzbriefen“. Dort sind auch weitere, insbesondere mikroskopische, Unterscheidungsmerkmale, zu S. amorpha beschrieben. In den Wäldern des Rhein-Maingebietes ist der „Fleischgraue Knorpelporling“ verbreitet und durch gezieltes Suchen durchaus an älteren, toten Kiefernstämmen zu finden. In Süddeutschland kommt die Art eher an Weißtanne, gefolgt von der Fichte, vor. In den nördlichen Bundesländern ist die Art bisher sehr selten nachgewiesen. Die abgebildeten Fruchtkörper vom Oktober 2006 stammen aus dem südlichen Mönchbruch bei Mörfelden.

Sunday, October 15, 2006

Oligoporus balsameus - Gebänderter Saftporling

Nr. 33 - Ein Rhein-Main-Fund. Eine sehr seltene, nur stellenweise verbreitete und auch nur in manchen Jahren fruktifizierende Art.
Die einzeln oder dachziegelig wachsenden Hüte dieses sehr variablen Porlings, findet man vorwiegend auf Nadelholz, seltener auf verschiedenen Laubhölzern. Im Rhein-Main-Gebiet wurde er in den letzten 2 Jahrzehnten einige wenige male nachgewiesen; fast durchweg an Fichte, Kiefer oder Lärche. Diesen sehr zähen, säuerlich schmeckenden Saftporling hält man aufgrund seiner Konsistenz eher für eine Tramete. Typisch ist die grau-bräunliche bis tabakbräunliche, filzig- bis struppige und meist gebänderte Hutoberfläche. Die kleinen, weißen Poren messen ca. 4 – 6 per mm und sind oft etwas labyrintisch.
Besonders junge Exemplare werden meist nicht erkannt. Der Pilz kann dann für einen jungen Schmetter-lingsporling (T. versicolor) oder für einen Angebrannten Rauchporling (B. adusta) gehalten werden. Ältere, ausgeblasste Exemplare kann man durchaus für den nördlichen Schwammporling (C. borealis) oder dem Fächerförmigen Saftporling (O. floriformis) halten. Das Hyphensystem ist monomitisch; die Septen tragen Schnallen. Die kurzen, zugespitzten Zystiden, welche gelegentlich eine Kristallschopf tragen, sind nicht immer vorhanden, und wenn, meist nahe der Porenmündungen zu finden. Ein weiteres gutes Bestimmungsmerkmal ist, dass die kleinen, kurzzylindrischen, ca. 3,5 – 5 x 2 – 2,5 y großen Sporen häufig bereits auf den Basiden verkleben, so dass sie nach dem Abfallen auch gerne in 3er oder 4er-Gruppen im Untersuchungspräparat zusammenhängen.
Die FK der meisten Funde sind zwar eher klein, und kaum mehr als 4 –5 cm breit. Aber es können durchaus größere, stattliche Exemplare vorkommen. Der abgebildete Fund vom September 2006 stammt aus dem Taunus bei Usingen und war ca. 10 cm breit.



Tuesday, October 10, 2006

Inonotus triqueter - Kiefernschillerporling / Kiefernfilzporling –

Nr. 32 – Ein Rhein-Main-Fund. Seltene Art. Dieser nur an Kiefer vor-kommende Porling gilt als sehr aggressiver Parasit, der eine intensive Kernholzfäule an älteren Stämmen verursacht. Die wollig-filzigen, rosettenförmigen, kreiselförmigen oder konsolenförmig angewachsenen, ca. 8 – 12 cm breiten Hüte können jungen Frucht-körpern des Kiefernbraunporlings (P. schweinitzii) sehr ähnlich sein. Diese wachsen allerdings eher neben den Stümpfen oder Stämmen von Kiefer und sind von der Konsistenz her schon deutlich weicher und feuchter. Darüber hinaus gibt es zwei weitere, ähnliche Arten an Nadelholz, die man nur anhand ihrer Setae, zugespitzte, dickwandige braune Zellen der Trama, welche bei dieser Art hakenförmig gekrümmt sind, unterscheiden kann.
I. triqueter hat in der Literatur bisher verschiedenen Gattungen durchlaufen; u.a Onnia und zuletzt Pelloporus (Krieglsteiner). Eine sehr ausführliche und hervorragende Studie dieser Gruppe findet man bei H. Jahn in den Westfälischen Pilzbriefen von 1978. In Deutschland ist die Art bisher nur sehr zerstreut, und nur südlich der Mainlinie belegt. Die abgebildeten Fruchtkörper wurden Anfang Oktober 2006 im Frankfurter Stadtwald an einem Kiefernstumpf fotografiert.



Thursday, October 05, 2006

Stereum ostrea - Prächtiger Schichtpilz

Nr. 31. – Ein Rhein-Main-Fund. Bis vor wenigen Jahren eine noch sehr seltene Art. Inzwischen wohl deutlich in Ausbreitung begriffen und vermutlich öfter mit S. subtomentosum, dem „Samtigen Schichtpilz“, verwechselt. Im Frankfurter Raum wird dieser, zimt- bis tabakfarbene Schichtpilz in den Buchenwäldern auf liegenden Stämmen in den vergangenen Jahren auffällig häufig gefunden. Von Jahn 1971 in den Westfälischen Pilzbriefen noch als seltene, submediterane bis mediterane Art (unter S. insignitum Quel.) beschrieben, entwickelt er sich inzwischen zum verbreiteten Schichtpilz auf Buchenholz in der Initialphase der Holzzersetzung. Bis zu mehrere Meter lang können die breiten, meist verjüngt bis gestielt angewachsenen und bis zu 10 cm abstehenden Hüte, berindete, liegende Äste und Stämme überziehen. Die Oberfläche ist fein-rostbraunfilzig, deutlich gezont und in Bändern verkahlend. Sie wird zur Basis hin stärker dunkel-olivebraun (s. Abb.). Die glatte Unterseite (Hymenium) zeigt, wie bei S. subtomentosum, eher creme-blass-ockerliche Farben mit weißlichem Rand und Bräunungen an der Anwuchsstelle. Das sicherste Bestimmungsmerkmal sind die kleinen, schlanken Pseudoacanto-physen. Dies sind Zellen im Hymenium, welche sich am Kopf durch 3 –5 kleine, spitze oder handförmige Auswüchse auszeichnen. Sie sind nur angefärbt, z.B. in Melzers Reagenz, sicher erkennbar. S. subtomentosum ist sehr ähnlich, vom Trend her allerdings etwas kleiner und weniger bräunlich. Pseudoacanthophysen fehlen bei dieser Art fast gänzlich.
Bei der Einband-Abbildung in „Die Großpilze BW – Band 1“ (als S. subtomentosum) könnte es sich durchaus um S. ostrea handeln. Bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang auch die Anmerkungen Krieglsteiners, der sein Erstaunen über die zunehmende Verbreitung des ursprünglich in den Erlen-Auwäldern beheimateten S. subtomentosum in den Buchenwäldern von Baden-Württembergs äußert.
Stereum ostrea ist in Europa bisher fast ausnahmslos an Buche nachgewiesen. Die hier vorgestellten Aufnahmen vom Oktober 2006 stammen aus dem Frankfurter Stadtwald.

Wednesday, October 04, 2006

Stereum complicatum - Ästchen-Schichtpilz

Nr. 30. – Ein Rhein-Main-Fund. Im südlichen Hessen eine häufige und verbreitete Art, die eher unter den Namen S. rameale oder S. ochraceo-flavum bekannt ist. Dieser kleine, grau-cremliche bis grau-ockerliche Schichtpilz überzieht liegende, dünne Laubholzästchen in ausgedehnten und zusammenfließenden Reihen und wird vom häufigen Striegeligen Schichtpilz (St. hirsutum) nicht immer unterschieden. Die Oberfläche ist mit einem graustruppigen Haarfilz überzogen (s. Bild 3), der oft auch grünveralgt sein kann. Die ebenfalls meist zusammenfließenden krustigen Unterseiten haben eine lehmgräuliche Färbung und ähneln dem Samtigen Schichtpilz (S. subtomentosum). Die Einzelhütchen sind kaum mehr als 1 cm breit und haben unter dem Hutfilz keine Cortex (dunkle, rostbraune Schicht zwischen Hutfilz und Trama), was sie gut von S. hirsutum unterscheidet. Stereum complicatum ist nur in bestimmten Regionen häufig und wird beispielsweise im Ober- und Nordhessischen Raum sowie in Niedersachsen, Ostbayern und im südlichen Baden-Württemberg deutlich seltener. Sie wächst nur an Laubholz und bevorzugt Eiche und Buche. Die abgebildeten Aufnahmen wurden im Oktober 2006 im Frankfurter Stadtwald fotografiert.