Aphyllophorales News - Holzpilze - Porlinge - Rindenpilze

Dieser Blog stellt einige verbreitete, vorwiegend aber wenig bekannte und zum Teil seltene "Nichtblätterpilze" vor, die an Holz wachsen, und das in Wort und Bild. Die meisten Funde sind aus dem Großraum Frankfurt aber auch aus den Mittelgebirgen oder anderen Teilen der BRD.

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Location: Dribbdebach-Schwaanem, Südhessen

Thursday, March 29, 2007

Hymenochaete carpatica - Bergahorn-Borstenscheibe

Nr. 49 – Ein Fund aus dem Oberallgäu. In Süddeutschland an geeigneten Standorten häufige Art, ansonsten sehr selten und kaum bekannt. Im Internet existiert – meines Wissens nach - derzeit keine Abbildung.
Die Borstenscheiblinge sind resupinat bis effus-reflex wachsende, braune Rindenpilze, welche in ihrem Hymenium sehr feine, nur unter einer starken Lupe sichtbare, flächig wachsende, herausragende Setae (dickwandig braune, stachelige oder dornartige Zellen) aufweisen.
Ihre Zuordnung zu der wenig homogenen Familie der Corticiaceae (Rindenpilze s.l.), was gelegentlich in der Literatur und auch hier im Blog erfolgt, ist mehr praktischer und nicht systematischer Natur, da zu den Hymenochaetaceae auch umfangreiche Gattungen mit porigem Hymenophor, wie die Feuerschwämme (Phellinus) oder die Schillerporlinge (Inonotus) gehören.
Von den (je nach Artauffassung) 7 – 8 in Deutschland vorkommenden Arten der Gattung ist nur der an Eiche wachsende „Umberbraune Borstenscheibling“ (H.rubigniosa) häufig, gefolgt von dem schon wesentlich selteneren, Hasel und Weide bevorzugenden “Tabakbraunen Borstenscheibling“, (H. tabacina). Die restlichen Arten zählen, inzwischen mit Ausnahme von H. carpatica, eher zu den Raritäten.
Es dauerte 58 Jahre, bis H. carpatica nach dem Erstfund 1926 und ihrer Beschreibung durch Pilát 1930 nach Funden in den Westkarpaten in Mitteleuropa wiederentdeckt wurde.
Baici & Leger berichteten 1988 in der Mycologica Helvetica über die Art in der Schweiz, und Frieder Gröger machte sie dann 1992 im Mykologischen Mitteilungsblatt bei uns bekannt, nachdem sie in Ostdeutschland entdeckt wurde. Es ist aber dem inzwischen verstorbenen Vorsitzenden der DGfM, German Krieglsteiner, zu verdanken, dass wir heute mehr über ihre Verbreitung wissen, da er bereits 1993 zu einer bundesweiten, sehr erfolgreichen Suche nach der Art aufgerufen hatte.
Sie bevorzugt einen Standort, an dem man in der Regel nicht nach Rindenpilzen sucht, und was letztendlich ihre bisherige, vermeintliche „Seltenheit“ erklärt.
Es ist die Rückseite ablösender Rindenstücke an älteren Stämmen des Bergahorns (A. pseudoplatanus). Dort überzieht der umber-, olive- bis rotbräunliche, sehr dünne Pilz fleckenweise (nur wenige mm groß) oder bis zu 15 cm ausgedehnt die Rückseite der Rinde. Von den verholzten Teilen ist er anfangs nur mit etwas Übung zu unterscheiden. Typisch sind z.B. die zart-mosaik-feldrigen Auflösungen, welche bei größeren Fruchtkörpern vorkommen(s. Abb.).
Nur unter einer starken Lupe kann man die sehr feinen, typischen Setae, welche kaum mehr als 1/20 mm lang sind, sehen bzw. erahnen. Sehr selten kommen Hymeniumteile auch auf der Außenseite der Rinde, z.B. zwischen Flechten versteckt, vor.
Inzwischen gilt H. carpatica zumindest in Süddeutschland fast überall als nachgewiesen. Sie bevorzugt natürliche, ältere Bergahorn-areale in luftfeuchten, z.B. fluss- und seenahen Bereichen, möglichst auf Kalkboden, und ist dort häufig. Im Allgäu sowie in den Deutschen Alpen fand ich sie in den Bachtälern fast an jedem zweiten, älteren Ahornstamm. In Hessen gibt es nur Nachweise im Vogelsberg; im Rhein-Main-Gebiet wurde sie bisher nicht gefunden. In Nord-deutschland fehlt sie ebenfalls.
Verwechslungs-möglichkeit besteht am ehesten mit anderen Borsten-scheiblingen, z.B. H. corrugata, die makroskopisch identisch ist, aber andere Standorte und Wirtsbäume bevorzugt.
Eine sehr ausführliche und bemerkenswerte Studie zu der Art von G. Krieglsteiner findet man in den „Beiträgen zur Kenntnis der Pilze Mitteleuropas“ IX. von 1994.
Die im Blog vorgestellten Fotos wurden im März 2007 nahe der Breitachklamm, westlich von Oberstdorf fotografiert.