Aphyllophorales News - Holzpilze - Porlinge - Rindenpilze

Dieser Blog stellt einige verbreitete, vorwiegend aber wenig bekannte und zum Teil seltene "Nichtblätterpilze" vor, die an Holz wachsen, und das in Wort und Bild. Die meisten Funde sind aus dem Großraum Frankfurt aber auch aus den Mittelgebirgen oder anderen Teilen der BRD.

My Photo
Name:
Location: Dribbdebach-Schwaanem, Südhessen

Wednesday, September 19, 2007

Fistulina hepatica - Leberreischling / Ochsenzunge

Nr. 55 – Ein Rhein-MainFund -
verbreitete aber nur zerstreut vorkom-mende Art.
Die Ochsenzunge ist mit den Porlingen vermutlich nicht verwandt und wer beispielsweise in Jahn „Mitteleuropäische Porlinge“ nach ihr sucht, wird sie lediglich im Schlüssel, aber nicht bei den Beschreibungen finden. Da die systematische Zuordnung der Art generell Schwierigkeiten bereitet, steht sie innerhalb der Aphyllophorales s.l. in der eigenen Familie Fistulinaceae.
Sie ist seit mehreren Jahrhunderten gut bekannt und in den Eichenarealen regional mäßig bis stärker verbreitet. Bereits 1689 wurde sie von Bulliard als Fistulina buglossoides beschrieben.
Bei den relativ groß werdenden, wein- bis blutroten Hüten handelt es sich um Sammel-fruchtkörper, da das Hymenium aus nudelartigen, Einzelfruchtkörpern aufgebaut ist. Diese entwickeln sich aus kleinen Bechern, welche man ansatzweise auch auf der Oberfläche der Fruchtkörper finden kann. Wie man auf den Fotos erkennen kann, sind diese Röhren isoliert und nicht miteinander verwachsen.
Dies hat zeitweise zu Spekulationen geführt, ob der Pilz nicht zu den Cyphellaceae gehört, deren Arten ebenfalls aus röhrenförmigen Einzelfruchtkörpern bestehen. Auf der Hutoberfläche findet man hin und wieder auch die Konidienform Ptychogaster hepaticus (Sacc.) Lloyd.
Die anfangs knolligen, dann zungen- bis halbkreis-förmigen, dicken, fleischigen Fruchtkörper wachsen ab den Sommermonaten am Grunde von alten, oft geschwächten Eichenstämmen; selten auch an anderen Laubhölzern, wie Esche oder Walnuss. Die Röhrenmündungen sind cremefarbig bis blass-gelblich, verfärben sich aber bald rötlich.
Ausgewachsene Fruchtkörper sind stark durchfeuchtet und schwierig zu trocknen. Die Oberfläche ist rauh-warzig, weinrot bis braunrot; manchmal mit rötlichen Gutations-tropfen, aber auch schleimig, schmierig. Schneidet man die zählichen Fruchtkörper durch, verfärbt sich dass Innere rot und ein rötlicher Saft tritt aus so dass man eine große Ähnlichkeit zu frischem Fleisch (Ochsenzunge) erkennen kann.
Junge Fruchtkörper sind jung essbar, wegen ihrer oft zäher Konsistenz aber nicht sonderlich geschätzt. In den USA heisst die Art in manchen Pilzbüchern zwar beefsteak polypore oder fungi beefsteak, aber auch poor men’s beefsteak.
In Europa ist die kosmopolitische Ochsenzunge in den Eichenarealen verbreitet, aber nur gebietsweise häufiger. Im Rhein-Maingebiet findet man sie hin und wieder in naturbelassenen Eichenwäldern. Sie scheint generell rückläufig, und daher eher schonenswert zu sein.
In Europa ist es die einzige Art der Gattung. Verwechslungsmöglichkeiten mit anderen Arten gibt es bei uns nicht. In den Tropen gibt es weitere Arten der Gattung Fistulina.
Mikroskopisch ist der Braunfäuleerreger durch gelbbraune dünnwandige Sporen mit Maßen von 5 –6 x 3,5 – 4,5 μ festgelegt.
Die hier in Fotos vorgestellten Fruchtkörper wurden im Oktober 2007 im Schwanheimer Wald bei Frankfurt aufgenommen, wo die Art jedes Jahr konstant vorhanden ist.

Spongipellis pachyodon - Breitstacheliger Schwammporling

Nr. 54 – Ein Rhein-Main-Fund. Sehr seltene Art.
Die Gattung Spongipellis gehört in den Verwandt-schaftskreis der Saftporlinge (Oligoporus), unterscheidet sich aber durch die „Duplexstruktur“ des Hutfleisches (Context) und mehr rundlich-elliptische, meist dickwandigen Sporen. In Deutschland sind bisher 3 Arten bekannt; alle sind sehr selten.
Während zwei Arten dieser Gattung ein – zumindest teilweise - poriges Hymenophor besitzen, hat der Breitstachelige Schwammporling durchweg plattig- bis spitzstachelförmige „Porenelemente“.
Diese „Zähne“ oder Stacheln sind bei S. pachyodon recht unter-schiedlich gestaltet. Sie sind – je nach Wuchsform - ca. 3 - bis 15 mm lang und 1 – 3 (5) mm breit; der größte Teil ist schlank und spitz, manche dagegen auch platt-kantig; zahnförmig. Die in allen Teilen weiß- bis cremegelbe Art wächst pileat, effus-reflex und teilweise auch resupinat (s. Abb. 5) an Laubholzstämmen und Ästen; kann dort kleinflächige, aber auch bis zu 1 m breite, dachziegelig verwachsene Beläge ausbilden. Seltener findet man sie an Baumstümpfen.
Nach G. Krieglsteiner (Die Großpilze Baden-Würtembergs I.) handelt es sich um eine weit gestreute, planar bis submontane Art, die über 700 m nicht hinaufgeht. Sie wächst nur an totem Laubholz und verursacht dort eine Weißfäule. Die wenigen südhessischen Funde stammen überwiegend von Fagus; lediglich einer von Fraxinus. In der Literatur wird noch Quercus als häufiges Substrat genannt.
Verwechseln könnte man S. pachyodon mit der ebenfalls sehr seltenen S. delectans, deren Hymenophor anfangs aber kompakter und porig bis labyrintisch-porig sein soll. Mir ist diese Art bisher noch nicht begegnet. Denkbar wäre noch Irpex lacteus, der seltene „Milchweiße Eggenpilz“. Er bildet ebenfalls kleine Hütchen aus und hat ein zahnförmiges bis labyrintisches Hymenophor und ist u.a. durch seine mehr zylindrischen Sporen und kräftig inkrustierten, dickwandigen Zystiden sowie schnallenlosen Septen unterschieden. Auch seine Zähnchen sind im Schnitt viel kürzer als bei S. pachyodon.
Sponigpellis pachyodon hat ein monomitisches Hyphensystem mit Schnallen an den Septen.
In Hessen war die Art bisher nur südlich der Mainlinie belegt. Etwa ab 1983 gab es sehr vereinzelte Streufunde bei Darmstadt und Frankfurt. Mit dem hier vorgestellten, sehr üppigen Fund (T. Lehr von 2007), wurde der Main nach Norden überschritten.
Die vorgestellten Aufnahmen wurden im September 2007 bei Hofheim am Taunus in einem östlich exponierten, nährstoffreichen, schattigen Buchen-Hainbuchen-Hangwald an einem toten, liegenden Buchenstamm aufgenommen.

Meripilus giganteus - Riesenporling

Nr. 53 – ein Rhein-Main-Fund. Verbreitete Art. Der Riesenporling bildet mit die größten Pilzfrucht-körper Mitteleuropas aus und ist ein Saprophyt an Totholz sowie Schwächeparasit an bereits im Wurzelbereich – z.B. durch Bau- oder Forstmaßnahmen - geschädigter Bäume. Er entwickelt eine aggressive Weißfäule.
Die ca. 40 – 60 cm breiten Rosetten, dieser im Frankfurter Raum recht häufige Art, rufen bei Waldspazier-gängern immer wieder Verwunderung hervor. Wachsen mehrere Pilzfruchtkörper zusammen, können sogar Gebilde von 1 m Durchmesser und mehr entstehen.
Solche Sammel-fruchtkörper können gut und gern einen Zentner wiegen.
Man findet den Riesenporling vor allem in den Buchenwäldern der Ebene, wo er sich gerne an morschen Laubholzstümpfen – bevorzugt Rotbuche - ansiedelt. Gelegentlich wachsen Exemplare auch auf Grasflächen an vergrabenem Holz und Wurzeln, vermeintlich ohne Verbindung zu Bäumen.
Die anfangs keulig-spatelförmigen, dann lappigen Fruchtkörper, welche sich ca. ab Juli – bis in den November hinein entwickeln, wachsen recht schnell. In wenigen Wochen sind sie zu großen flachen, dachziegeligen Rosetten ausgewachsen, welken aber nach einiger Zeit und faulen dann zu unförmigen schwarzen Gebilden zusammen, welche man noch im Winter finden kann.
Die braungezonte Oberfläche des Pilzes steht im Kontrast zu seiner jung hell-ocker-gelblichen, glatten Unterseite. Die feinen 3 – 4 per mm messenden, rundlichen Poren sind unscheinbar und mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen. Auf Druck verfärben sie sich nach einiger Zeit schwarz, was die Art sicher von anderen Arten, wie dem montan wachsenden, und sehr ähnlich aussehende Bergporling (Bondazewia montana), unterscheidet.
Weitere Verwechs-lungen wären denkbar mit dem Klapper-schwamm – dieser wird ebenfalls recht groß, besteht aber aus kleineren, spatelförmigen Einzelfruchtkörpern – sowie mit älteren Exemplaren des jung leuchtend gelben Schwefelporlings.
Ausgewachsene Exemplare sind schwer und zäh-faserig; junge, keulige Fruchtkörper lassen sich dagegen meist problemlos und leicht durchschneiden. Sie sind in diesem Zustand als Bratpilze essbar und schmackhaft. Im Zweifelsfall entscheidet die „Messerprobe“.
Die Sporen des Riesenporlings sind rundlich-elliptisch, 6 – 7 µ lang und 4,5-6 μ breit. Der Sporenstaub ist weiß. Das Hyphensystem ist monomitisch und besitzt schnallenlose Septen. Die Typusart der Gattung ist ein Kosmopolit und in den meisten, gemäßigten Erdteilen nachgewiesen.
Weltweit sind derzeit 7 Meripilusarten beschrieben; in Europa mit M. giganteus lediglich eine. In der BRD ist der Riesenporling – wenn auch mit großen Lücken - weit verbreitet. Neben der Rotbuche kommt er gelegentlich auch an anderen Laubhölzern, z.B. Eiche und Linde vor. Sehr selten wächst er auch mal an Nadelholz (Weißtanne).
Die abgebildeten Fruchtkörper wurden im August 2007 im Frankfurter Stadtwald an einem Rotbuchenstumpf fotografiert.