Aphyllophorales News - Holzpilze - Porlinge - Rindenpilze

Dieser Blog stellt einige verbreitete, vorwiegend aber wenig bekannte und zum Teil seltene "Nichtblätterpilze" vor, die an Holz wachsen, und das in Wort und Bild. Die meisten Funde sind aus dem Großraum Frankfurt aber auch aus den Mittelgebirgen oder anderen Teilen der BRD.

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Location: Dribbdebach-Schwaanem, Südhessen

Friday, January 29, 2010

Inonotus nodulosus - Knotiger Schillerporling


Nr. 75
Ein Fund aus dem Rhein-Main-Gebiet.
Verbreitete aber nicht häufige Art; fast nur an Buchenholz. Der knotige Schillerporling wächst resupinat bis effus-reflex an der Seite oder Unterseite toter oder absterbender, aber immer voll berindeter Buchenstämme in der Optimalphase der Holzzersetzung. Die Hütchen können dort zu größeren Flächen und Gruppen zusammenfließen.
Die Art ist ein Schwäche-parasit, der im Holz eine recht aktive Weißfäule verursacht.
Die kleinen dicken, fast dreieckigen Hütchen, welche eine filzig-struppige Oberfläche und jung „schillernde Poren“ haben, sind zäh und fest. Im Alter werden sie zunehmend unansehnlich und sterben im Winter dann ab (Schillerporlinge sind einjährig). Hält man junge, im Wachstum befindliche FK mit der Unterseite schräg ins Licht, kann man das schöne Schillern der Porenoberfläche wahrnehmen, welches der Gattung ihren Namen gegeben hat.
Die Porenmündungen sind auffällig geschlitzt (s. Fotos.).
Verwechseln kann man den Knotigen Schiller-porling mit anderen Arten der Gattung Inonotus, besonders mit I. radiatus, dem „Erlenschillerporling“. Dieser ist hat größere, weiter abstehende Hütchen und besitzt deutlich kräftigere, jung ins orange bis braungelbe gehende Hutfilzfarben. Man findet ihn bevorzugt in feuchteren Waldteilen, in Mooren, an Bachläufen usw. und dort fast nur an Erle.
Allerdings gibt es bei beiden Arten zwischen den Substraten, wenn auch sehr selten, Überschneidungen, d.h. I. nodulosus kann durchaus auch mal Erle vorkommen und I. radiatus umgekehrt an Buche. Eine korrekte Bestimmung dürfte aber in den meisten Fällen gelingen.
Die Gattung Inonotus (Schillerporlinge) gehört zu der Familie Hymenochaetaceae. Dies sind resupinate, effus-reflexe bis pileate Porlinge mit brauner Trama und braunen Röhren.
Sie haben schnallenlose, meist bräunliche Hyphen und eiförmige- bis elliptische, dickwandige Sporen. Typisch sind bei vielen Arten die dunkelbraunen Setae (dickwandige, spitze Zellen im Hymenium), welche bei zweifelhaften Funden artbestimmend sein können. I. radiatus hat z.B. gebogene, I. nodulosus dagegen gerade geformte Setae.
Die Trama färbt sich mit Kalilauge (KOH) - wie bei allen Hymenochaetaceae – kräftig schwarz.
Eine schöne, umfangreiche Studie der Art und ihrem Doppelgänger findet man in den Westfälischen Pilzbriefen von 1977.
Die vorgestellten Bilder wurden im Winter 2010 im Frankfurter Stadtwald an einem liegenden, Rotbuchenstamm fotografiert und zeigen Fruchtkörper in einem eher fortgeschrittenen Alter.

Auriporia aurulenta - Duftender Goldporling

Nr. 74
Ein Fund aus dem Rhein-Main-Gebiet
Sehr seltene Art, fast nur an Nadelholz.
Der „Duftende Goldporling“ fällt - wenn man das große Glück hat, ihn überhaupt einmal zu finden - durch seine im frischem Zustand kräftig leuchtend gelbe, satt karotten- bis orangerote Farbe auf. Junge Zuwachsstellen können auch einen rosafarbenen Ton annehmen. Der einjährige Braunfäuleerreger bildet ausgedehnte, meist 10 – 20 cm, aber auch bis zu 50 cm lange, resupinate Fruchtkörper an der Seite oder Unterseite von totem Nadelholz aus. Die relativ großen Poren messen 2 – 3 per mm. Die FK sind weich und können bis zu 3 cm dick werden. Die Ränder sind steril und oft etwas faserig ausgefranst.
In frischem Zustand riechen die Fruchtkörper wie Aprikosen-kompott; aus der geschlossenen Dose konnte ich zuhause dann einen süßlichen Geruch mit einem Hauch Vanille wahrnehmen.
Der für die BRD dokumentierte Erstfund stammt aus dem Jahre 1982, und zwar aus der Wimbach-Schlucht in Baden-Württemberg. Er wurde auch von Mykologen wie Jahn seinerzeit als Hapalopilus salmonicolor fehlbestimmt und fand hierdurch seinen Niederschlag in dem Artikel „Eine in KOH nicht verfärbende „Poria“ salmonicolor“ in der ZfM von 1983 (mit Bild). Frau Dr. Maser und Dr. Jean Keller von der Uni Neuchatel ist es zu verdanken, durch Nachhaltigkeit in diesem Fund letztendlich die von David et al in 1974 beschriebene Auriporia aurulenta erkannt zu haben.
Die Art gilt als submontan bis alpine und wurde in Deutschland bisher außer in Baden-Württemberg nur noch im Bayrischen Wald gefunden (lt. L. Krieglsteiner). Weitere Funde gibt es in Jugoslawien, Österreich, Schweiz, Frankreich und in Tschechien.
Verwechslungen sind möglich mit H. salmonicolor, welche sich mit KOH sofort violett verfärbt; mit Pycnoporellus fulgens - Nr. 58 (meist aber mit deutlicher, zottig-filziger Hutoberfläche).Weiterhin mit Ceriporia purpurea (aber schnallenlose Septen) oder mit Oligoporus placenta (mehr fleisch- bis rosafarben).
Mikroskopisch ist die Art durch kleine, kurzelliptische und farblose, nicht-amyloide Sporen, monomitisches Hyphensystem mit Schnallen und dickwandigen, teilweise inkrustierten Lamprozystiden festgelegt. Den hier vorgestellten Fund (vermutlicher Erstfund für Hessen) verdanke ich Frau D. Krell, die mich Ende Oktober 2009 im Taunus bei Wiesbaden an den Brüler Berg führte, wo ich die Art an einem Kiefernstumpf fotografieren konnte.

Phleogena faginea - Buchen-Hütchenträger

Nr. 73 – Ein Fund aus dem Rhein-Maingebiet. Sehr seltene Art.
Diese, meines Wissens nach bisher in Südhessen unbekannten Pilzchen – German Krieglsteiner gibt im „Verbreitungsatlas der Großpilze“ für die gesamte BRD in 1990 lediglich 11 Fundquadrate an – sind schon ein besonderes Phänomen. Die nur 1 – 3 mm großen, kugeligen Fruchtkörper ähneln winzigen, gestielten Bovisten (z.B. Tulostoma), haben aber Basidien welche quergeteilt sind, und gehören daher (erst mal) zu den „Auriculariaceae“. Sie sind daher mit dem Judasohr oder dem Gezonten Ohrlappenpilz verwandt.
Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts war die Art in Europa bekannt und wurde als Onygena decorticata Pers.: Schweinitz beschrieben, eine Gattung, die heute auf Tierhufen bzw. Hörnern vorkommende Ascomyceten (Hornpilze) enthält, deren Fruchtkörper äußerlich ähnlich aussehen.
P. faginea wächst gerne an stehenden Buchenstämmen, aber auch anderen Laubhölzern und kann dort vor allem die Baumritzen mit Hunderten von kleinen Fruchtkörpern überziehen. Wenn man von der Existenz dieser Art nichts weis, übersieht man sie leicht, oder hält sie für einen Schleimpilz (Myxomyceten).
Die kleinen dünnen Stielchen sind nur 2-3 mm lang. Der kugelige Teil ist bei Reife dicht mit Sporen gefüllt, welche die Oberfläche zusammenhalten. Diese ist blass-ockerfarben bis hellbraun, kleiig-filzig und löst sich später auf. Die Pilzchen haben bei Reife zerdrückt einen auffälligen Geruch nach Maggi. Eine ausführliche, anschauliche Beschreibung des Pilzes findet man in den Westfälischen Pilzbriefen von Hermann Jahn, welche seit einigen Jahren auch im Internet veröffentlich werden: www.pilzbriefe.de/arten/faginea_Phleogena.html
Der Buchen-Hütchen-träger ist vermutlich eine Art des Winter-halbjahres. Er wurde in 2009 im Rhein-Maingebiet zeitgleich von K.Hoffmann (Taunus) und H. Lotz (südlicher Mönchbruch) nachgewiesen. Vom letzteren Standort stammen die hier vorgestellten Bilder.