Aphyllophorales News - Holzpilze - Porlinge - Rindenpilze

Dieser Blog stellt einige verbreitete, vorwiegend aber wenig bekannte und zum Teil seltene "Nichtblätterpilze" vor, die an Holz wachsen, und das in Wort und Bild. Die meisten Funde sind aus dem Großraum Frankfurt aber auch aus den Mittelgebirgen oder anderen Teilen der BRD.

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Location: Dribbdebach-Schwaanem, Südhessen

Monday, December 05, 2011

Laxitextum bicolor - Zweifarbiger Krustenschichtpilz

Nr. 92 – Funde aus dem Rhein-Main-Gebiet; verbreitete aber im Frankfurter Raum nicht gerade häufige Art.
Der zweifarbige Schichtpilz wächst im Gebiet zerstreut an liegenden Laubholzstämmen und Ästen und bildet dort effus-reflexe, 2 bis 5 cm vom Substrat abstehende, flache, dünne Hüte aus, welche dachziegelig oder in seitlich ineinanderfließende Reihen wachsen können. Auf der Unterseite von Stämmen kann die Art resupinate und sehr ausgedehnte Beläge ausbilden.
Sie ähnelt sehr stark den Stereumarten (z.B. S. subtomentosum oder ostrea), hat durch das monomitische Hyphensystem im frischen Zustand aber eine viel weichere, lederartige Konsistenz als die festen, dimitischen und schnallenlosen Stereum-Arten.
Ein gutes Bestimmungs-merkmal ist der starke Kontrast zwischen der tabak- bis rotbraunen, filzigen Hutoberfläche und der hellen, anfangs kalkweißen dann cremefarbenen Unterseite.
Dieser Kontrast entsteht durch die farblichen Unterschiede zwischen der braunen Trama und dem hellen Hymenium. Das letztere ist glatt mit gelegentlichen punktförmigen Unebenheiten und Wärzchen. Das Mikrobild zeigt im Hymenium auffällige, darm- bis wurmähnliche, farblose Gloeozystiden mit öligem Inhalt, welche dichtgedrängt nebeneinander stehen. Die etwas dickwandigen, generativen Hyphen haben Schnallen. Die kleinen farblosen, elliptischen Sporen sind mit flachen, zerstreuten einzelnen Wärzchen besetzt, was im Lichtmikroskop aber nur mit Mühe „erahnt“ werden kann.
Aufgrund der Elastizität sind Exikkate leicht zu schneiden, so dass sich die Art gut als Mikroskopier-objekt für Anfänger eignet.
Die Gattung Laxitextum, welche früher wegen ihrem äußerlichen Habitus zur Familie der Stereaceae gerechnet wurde, ist mit den Stereumarten nicht näher verwandt. Sie steht heute in der Familie Hericiaceae, welche inzwischen zu den Russulales gehört. Weltweit enthält die Gattung derzeit 3 Arten. In Europa gibt es mit Laxitextum bicolor nur 1 Art, welche auch aus Nord- und Mittelamerika, Asien und Afrika bekannt ist.
Die beiden weitere Arten, L. incrustatum und L. lutescens, wurden aus Afrika und den Vereinigten Staaten beschrieben.
Die abgebildeten Fruchtkörper stammen von 2 Aufsamm-lungen an liegenden Ästen von Buche und Birke vom Herbst 2010 und 2011 aus dem Frankfurter Stadtwald.